Ich möchte euch Ina Mirel von der Klimaschutzinitiative Riedberg e.V. (KIR) vorstellen.
Viele von uns sind einsame Kämpfer in Sachen Nachhaltigkeit. Auch das ist absolut wichtig, aber gemeinsam geht mehr. Und vor allem der Austausch mit Gleichgesinnten ist wichtig.
Liebe Ina, ich freue mich, dass du bei der Impuls-Woche zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung 2021 dabei bist und deine Motivation und Begeisterung für Nachhaltigkeit mit uns teilen möchtest.
1) Erzähle uns doch kurz, was die KIR ist und was ihr macht.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein. Wir haben uns vor inzwischen fast zwei Jahren zusammengetan, um den Klimaschutz in unserem Stadtteil voran zu bringen und den Riedberg bin 2030 klimaneutral zu machen.
2) Was hat dich/euch motiviert einen Verein zu gründen? Wo war euer Wandelpunkt?
Wir waren zu siebt als wir uns das erste Mal getroffen haben. Wir hatten alle verschiedene Hintergründe, kannten uns zum Teil über unsere Kinder aus Kita oder Schule. Letztlich hatten wir alle aber das gleiche Ziel:
Wir wollten aktiv zu werden und uns besonders auf politischer Ebene dafür einzusetzen, dass endlich zeitnah konsequente und effiziente Maßnahmen für den Klimaschutz eingeleitet werden.
Über ein Dreivierteljahr waren wir „nur“ eine Initiative aus engagierten Riedberger*innen. Im November 2020 haben wir dann schließlich unseren Verein gegründet, damit wir nicht nur als Institution stärker wahrgenommen werden, sondern damit wir auch Spenden beantragen können und umfangreichere Projekte und Kampagnen umsetzen können.
3) Einige werden sich bestimmt fragen, ist das nicht kompliziert mit so einem Verein?
Viel zu aufwendig? Bringt das was? Allein kann man ja auch etwas bewegen? Wie siehst du das?
Die meisten von uns hatten wenig Erfahrung damit, wie man einen Verein gründet und führt. Unsere erste Mitgliederversammlung war aufregend für mich, da ich sie als Vorstandsvorsitzende geleitet habe, aber selbst noch nie an einer Mitgliederversammlung teilgenommen hatte. Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Wir sind ein tolles Team: Wir haben Schritt für Schritt Arbeitsgruppen aufgebaut, neue Mitglieder akquiriert und gemeinsam ein Miteinander geschaffen. Wir unterstützen uns gegenseitig, wenn einer von uns mal einen Tag hat, an dem es scheint als würden wir es als Menschheit nie schaffen, den Klimaschutz noch irgendwie abzuschwächen. Das Miteinander hat neue Freundschaften entstehen lassen, die neue Kraft geben und motivieren.
Wir haben uns als Initiative (bzw. später als Verein) in den zwei Jahren immer mehr gefunden, Ziele und Schwerpunkte in unserer ehrenamtlichen Arbeit festgelegt und auch als Gruppenmitglieder jeder langsam seinen Platz und seine Aufgabe gefunden. Das ist sicher normal in einem Team, dass jeder erst seinen Platz im Team finden muss - besonders, wenn man sich vorher kaum oder gar nicht kannte.
Zeitaufwändig ist das Ehrenamt natürlich. Aber es ist auch eine Frage der guten Organisation, Aufgabenverteilung usw. Letztlich ist es das gemeinsame Ziel, das uns alle motiviert uns auch nach einem anstrengenden Arbeits- und Kinderbetreuungstag noch am späten Abend an das Ehrenamt zu setzen.
2) Ihr seid seit Anfang 2021 ein Verein, was habt ihr schon erreicht? Welches ist euer bisher größter „Erfolg“?
Unser größter Erfolg ist wohl ganz aktuell die Zusage von Umweltdezernentin Frau Heilig für die Umgestaltung und Begrünung des Riedbergplatzes ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Dafür haben wir uns seit über einem Jahr engagiert. Wir haben mit den Studierenden der Goethe Uni Frankfurt und dem Ortsbeirat 12 zusammengearbeitet, 670 Unterschriften von den Riedberger*innen gesammelt und uns immer wieder bei den Frankfurter Ämtern für die Umgestaltung stark gemacht.
Darüber hinaus ist aber rückblickend auf die letzten zwei Jahre unser Verein als Gesamtheit als großer Erfolg und Leistung aller Mitglieder hervorzuheben: Wir haben eine umfangreiche Webseite, die es in den letzten Monaten mit Inhalt zu füllen galt. Wir sind stolz auf unsere zahlreichen Arbeitsgruppen, die sich für Klimawandel und Klimaanpassung stark machen und unsere Kooperationen z. B. mit dem Senckenberg oder der Goethe Uni.
Wir wissen jetzt besser, was sich umsetzen lässt und wo wir unbedingt ansetzen möchten – das ist auch ein Erfolg, den man gegenüber sich selbst würdigen sollte: Man trifft auf Sackgassen und schlägt einen neuen Weg ein.
Wir haben uns dafür eingesetzt ein kostenloses Leih-Lastenrad für unseren Stadtteil zu bekommen, den privaten PV-Ausbau vorangebracht oder Müllsammelaktionen mit zahlreichen großen und kleinen Riedbergern organisiert.
Bei der Müllsammelaktion im Frühjahr haben wir mit über
450 Grundschüler*innen den Riedberg „herausgeputzt“. Das war überwältigend.
Ich bin sehr stolz ein Teil der KIR sein zu dürfen.
4) Welche Tipps würdest du Interessenten geben, die einen Verein gründen wollen? Welche Learnings hattet ihr?
Bezogen auf die Arbeit des Vereins ist es sicher am wichtigsten einen zuverlässigen Kern an Mitgliedern zu haben, die sich die Arbeit untereinander aufteilen oder den Lead in einer Arbeitsgruppe übernehmen wollen. Es ist auch nicht immer so, dass die Arbeit, die zu erledigen ist, Spaß macht. Ich kann mich an eine Abstimmungstelko zur Änderung unserer Vereinssatzung erinnern: Die Telko fand wie immer nach 20 Uhr am Abend statt. Wir waren alle müde und mussten uns durch trockene Textpassagen und rechtliche Vorgaben quälen. Nach 2,5 Stunden waren wir endlich durch. Außer an ein erleichtertes „Danke an alle“ gefolgt von einem kurzen „Gute Nacht“ war danach an nichts anderes mehr zu denken. Diese Arbeit gehört auch dazu. Neben den vielen Abstimmungssitzungen, die auf Grund von Corona meistens via Telko stattfinden, ist ein gemeinsames Miteinander wichtig. Für Treffen abseits von Sitzungen muss man sich nochmal extra Zeit nehmen.
Diese sind aber essentiell, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, zu lachen und auch mal über ganz private Themen zu sprechen. Wir wollen ja mindestens bis 2030 zusammenbleiben und für unser Ziel, den Riedberg klimaneutral zu machen, kämpfen.
Du möchtest mit Ina oder KIR Kontakt aufnehmen:
Das Interview entstand im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung.
Ich bin Petra Kress, die Ideengeberin und der kreative Kopf von Plastik sparen. Seit 4 Jahren engagiere ich mich mit Aktionen und Veranstaltungen in der
EWAV.
Daraus entstanden ist eine FB-Gruppe mit interessanten Themen zur Müllvermeidung.
Komme doch gerne dazu: Facebook-Gruppe "müllfreier
leben".
Ich lebe in Frankfurt und arbeite dort als Grafikdesignerin in meinem eigenen Büro.
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