· 

Cleanup - lohnt es sich Müll zu sammeln?

Copyright Nicole Nagel
Copyright Nicole Nagel

Ganz klar: JA!

Daher nun einen Einblick wie es dazu kam, dass wir uns so aktiv für unsere Natur einsetzen und Müll sammeln.

Anfang des Jahres war ich mit meiner Familie wie fast jede freie Minute in der Natur unterwegs. Wir kamen an einem gepflügten Feld vorbei, indem sich unzählige Plastikteile befanden. Dieser Anblick brachte uns zum Grübeln.

Wir beschlossen erneut eine Runde an besagtem Feld vorbei zu gehen und sämtliche Müllteile aufzusammeln. Allerdings haben wir bei dieser Aktion auch gleich den übrigen Müll mitgenommen, der sich auf unseren Wegen befand.

 

Unsere Ausbeute waren 3 große Papiertüten mit Plastikmüll, Papiermüll, Flaschen, Zigarettenstummel sowie diverser weiterer Müll. Diese Ausbeute stimmte uns noch nachdenklicher und veranlasste uns zu überlegen, was wir konkret dagegen unternehmen könnten.

 

Das Gefühl, der Müllproblematik machtlos gegenüber zu stehen

Spontan war für uns klar, dass wir solche Aufräumaktionen häufiger durchführen müssen. Gerade in der folgenden Zeit des Lockdowns waren wir daher nahezu täglich unterwegs um Müll einzusammeln. Dennoch war es gerade die Anfangszeit, die uns teilweise das Gefühl vermittelte, der ganzen Müllproblematik machtlos gegenüber zu stehen.

Wir wurden belächelt, man beobachtete uns teilweise verständnislos und abwertend und man spürte, dass es die Mitmenschen seltsam fanden was wir taten. Vielleicht vermutete mancher, wir müssten Sozialstunden ableisten.

Sehr schnell konnten wir feststellen, dass es bestimmte Gegenstände gibt, die sehr häufig an unterschiedlichen Orten zu finden sind. Am häufigsten dabei Zigarettenstummel, Einwegbecher, Zigarettenschachteln, Caprisonne, Kronkorken. Es gibt ausnahmslos keine Sammlung ohne Zigarettenstummel und Zigarettenschachteln. 


Kippenboxen und Hinweisschilder um Aufmerksamkeit zu schaffen

Dagegen wollten wir etwas unternehmen. Unser Fokus lag hauptsächlich auf den Zigarettenstummeln. Wir begannen diese zu sammeln, zu separieren und durch Hinweisschilder Aufklärung zu betreiben.  

Copyright Nicole Nagel
Copyright Nicole Nagel

Weiterhin brachten wir Kippenboxen aus wiederverwendeten Tetra Packs an diversen Hotspots an, um der unsachgemäßen Entsorgung präventiv entgegen zu wirken. Wir wurden nun auch hin und wieder bei unseren Aufräumaktionen angesprochen. Unseren Mitmenschen wurde nun durch unsere Aufräumarbeit teilweise ebenfalls bewusst, wie viele dieser toxischen Zeitgenossen tatsächlich unsachgemäß in der Natur entsorgt werden.Genau diese Tatsache stimmte auch mich zuversichtlicher, in absehbarer Zeit eine größere Aufmerksamkeit zu erzielen und noch mehr Menschen zu erreichen.

Eine Bekannte ermutigte mich in social Media Kanälen tätig zu werden. Dies tat ich dann und unser Instagram Account wurde geboren. Anfang Juni bekamen wir via Instagram eine Mitteilung der lokalen Zeitung. Eine Redakteurin wurde durch unsere Hinweisschilder auf unsere Aktivitäten aufmerksam und verfasste einen sehr hilfreichen ersten Artikel.

 

Dieser wiederum verhalf uns weitere Mitstreiter für unsere Sammlungen zu gewinnen und unseren Bekanntheitsgrad zu steigern. Es ging langsam bergauf und das gute Gefühl exakt das Richtige zu tun, stellte sich ein. Es fühlte sich richtig gut an.



World Cleanup Day 2020

Copyright Nicole Nagel
Copyright Nicole Nagel

Am 19.09.2020 konnten wir nun anlässlich des World Cleanup Day´s mit insgesamt 20 Personen in einer Vormittags- und einer Nachmittagsgruppe aufräumen und sehr viel Müll aus der Natur entfernen. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir auch bereits Cleanup-Sicherheitswesten, sodass wir weit mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit bekamen.

Auch unser Bürgermeister war an diesem Tag erstmalig mit uns unterwegs und versprach dies künftig häufiger zu tun. Wie es der Zufall manchmal so will, war genau an diesem Nachmittag auch unser Landrat in unserem Markt unterwegs. Auch er war sichtlich schockiert von der Anzahl der eingesammelten Zigarettenstummel und lobte unsere Aktion.

Nach unserem zweiten Artikel zum World Cleanup Day der lokalen Presse ist der Bekanntheitsgrad unserer Gruppe enorm gestiegen. Man kennt uns. Man kennt unsere Aktionen. Man ist dankbar, dass etwas gegen den wilden Müll unternommen wird.

Teilweise wurden wir nun sogar schon als „Kippensammler“ bezeichnet. Doch das ist nicht schlimm. Dies zeigt uns, dass wir etwas ins Rollen gebracht haben. In unserer Gruppe ist eine Dynamik erkennbar.

 

Seit einiger Zeit wirken wir der Kippenflut zusätzlich durch Verteilung von Taschenaschenbechern aktiv entgegen.


Kippen und ihre zerstörerischen Inhaltsstoffe

Hier nun einige interessante Fakten zu Zigarettenstummeln

-        1 Kippe verseucht bis zu 40 Liter Wasser

-        30 – 40 % des aufgesammelten Mülls in Städten sind Kippen

-        1 Stummel braucht ca.10 – 15 Jahre zum verrotten

-        1 Filter enthält bis zu 7000 Chemikalien

-        4,5 Billionen Zigaretten werden pro Jahr unsachgemäß entsorgt

 

Manchmal werden wir gefragt, ob es überhaupt einen Sinn macht Müll zu sammeln!

Dazu erwidere ich stets das Gleiche. Jeder kleine Schritt von jedem Einzelnen kann in der Summe etwas ganz Großes und Großartiges bewirken. Es ist vergleichbar mit Ameisen. Eine Einzelne hat nicht die Kraft und Ausdauer einen Ameisenhügel zu errichten. Sind es Millionen dieser Insekten, funktioniert dies ganz gut.

Bei uns funktioniert das analog. Jeder kann dazu beitragen, dass unsere Erde sauberer wird.

Möglichkeiten hierzu gibt es zahlreiche. Sei es das aktive Sammeln von Müll oder schlichtweg ein bewusstes Einkaufs- und Konsumverhalten sowie das korrekte Entsorgen anfallenden Mülls.

Der beste Müll ist natürlich der, der gar nicht erst entsteht. Beherzigt man einige grundlegende Dinge, so kann ein Müll reduziertes Leben sehr gut gelingen. Nachhaltigkeitstipps sowie Ideen und Anregungen gibt es zahlreiche in der Woche müllfreier-leben.

 

Ebenfalls nahezu bei jeder Sammlung zu finden sind  To-Go-Becher , die wie eingangs erwähnt, ein weiteres großes Umweltproblem darstellen. Bei ca. 60 % aller Becher handelt es sich um kunststoffbeschichtete Papierbecher, die sich nur schlecht recyceln lassen. Stadtreinigung und Kommunen kämpfen durch den hohen Verbrauch mit überfüllten Abfalleimern, wildem Müll und immer größeren Müllbergen. Die Entsorgung der Becher als wilder Müll in der Natur verursacht immense Mehrkosten für die Städte, welche wiederum durch Abgaben und Steuern von uns allen mitgezahlt werden.

Im Park, Wald oder Meer braucht ein Becher ca. 50 Jahre um durch Abrieb in kleine umweltschädliche Partikel (Mikroplastik) zersetzt zu werden. Ein Abbau findet leider gar nicht statt. Mikroplastik gerät dadurch in Boden und Wasser (Flüsse, Meere) und hat gravierende Folgen für Mensch und Tier.

Dabei könnte auch dieser Müll sehr simpel durch einen Mehrwegbecher vermieden werden. Auch in Corona Zeiten werden Getränke oftmals in mitgebrachte Mehrwegbecher abgefüllt und nicht selten sogar ein kleiner Rabatt dafür gewährt.

Es lohnt sich daher, immer einmal nachzufragen. 

 


To-Go-Becher und Müllaufkommen

Copyright Nicole Nagel
Copyright Nicole Nagel

Fakten zum Einwegbecher (To-Go-Becher)

  • In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Menge der verbrauchten To-Go-Becher verdoppelt
  • Mit Deckel, Strohhalm und Rührstäbchen entstehen so jährlich ca. 55.000 Tonnen Abfall
  • Jeder Bundesbürger verbraucht ca. 34 Becher pro Jahr
  • 2,8 Milliarden Wegwerfbecher sowie 1,3 Milliarden Deckel werden pro Jahr in Deutschland verbraucht
  • Beispiel Berlin: Verbrauch pro Stunde ca. 20.000 Becher / 170 Millionen in einem Jahr 

Abschließend möchte ich alle aufmerksamen Leser animieren und motivieren, aktiv zu werden. Sei es durch Cleanups, ein plastikreduziertes Leben, die ordnungsgemäße Entsorgung von Müll oder auch nur ein bewusstes Einkaufs- und Konsumverhalten.

Es gibt unzählige Möglichkeiten für jeden von uns, etwas zu tun. Meist ist es gar nicht so schwer und erfordert keine großen Einschränkungen. Teilweise macht man sich vielleicht einfach keine Gedanken, was eine achtlos entsorgte Kippe, eine Mund-Nasen-Bedeckung, ein To-Go-Becher… alles bewirken kann.

Ob sich nun aus Materialien Giftstoffe lösen, Plastik zu Mikroplastik zerrieben wird oder Tiere durch achtlos Entsorgtes Schaden nehmen und im schlimmsten Fall versterben. Dies alles kann so einfach verhindert und vermieden werden. Erfahrungsgemäß ist es so, dass überall dort wo Müll bereits illegal entsorgt wurde, die Hemmschwelle sinkt und weiterer Müll hinzukommt. Die Grenze zum Vandalismus wird dadurch sehr schnell überschritten. Daher ist es wichtig, Müll stets ordnungsgemäß zu entsorgen.

 

 


Ich danke euch für eure Zeit. Vielleicht konnte ich den ein oder anderen motivieren, auch aktiv zu werden. Es kann total viel Spaß machen, ist gut für die körperliche Fitness, steigert das persönliche Wohlbefinden und hat nebenbei den Effekt die Natur sowie auch Tiere zu schützen und zu unterstützen.

 

Vielen herzlichen Dank, dass wir bei dieser spannenden Themenwoche dabei sein dürfen und ich darüber berichten konnte.

 

Eure Nicole Nagel

Cleanup Langquaid

 

Quellen:

https://de.statista.com/infografik/18133/verbrauch-von-einwegbechern-in-deutschland/)

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/abfall/coffee-to-go-einwegbecher-vermeiden-12332

Kommentar schreiben

Kommentare: 0