· 

Was hat der Eigenanbau von Lebensmitteln mit unsichtbarem Müll zu tun?

Copyright Sabine Wanner
Copyright Sabine Wanner

Ein paar Worte vorab

Wer mich kennt weiß, dass ich zwar unnötigen Müll so weit, wie möglich einspare, es mir aber sowohl zeitlich als auch finanziell unmöglich ist, das umzusetzen, was ich eigentlich gerne erreichen möchte, was wiederum dazu führt, dass ich sehr viel suche und immer neue Möglichkeiten finde, wie wir, also meine Familie, Müll vermeiden und wenn möglich dabei noch sparen können, was es dann möglich macht, weitere Strategien umzusetzen, die eben etwas mehr ins Geld gehen. Vom endgültigen Ziel bin ich noch weit entfernt, doch weit weniger weit entfernt also noch vor ein paar Jahren :-)

Unsichtbarer Müll in der Lebensmittelherstellung

Ganz gleich, was hergestellt wird: es werden Ressourcen verbraucht und es wird Müll produziert, Müll über den wir uns allzu oft nicht im klaren sind.

Beim Anbau, auch Bio-Anbau, werden z.B. Folien verwendet, die früher oder später auf dem Müll landen. Die Produktion dieser Folien verursacht auch wieder Müll. Also ist nicht nur die Folie selbst irgendwann Müll, sondern auch z.B. Teile der Maschinen, mit der sie hergestellt wird.

Die produzierten Lebensmittel (Gemüse oder Obst) müssen dann zum Verbraucher transportiert werden. In einem ersten Moment denkt man da einfach nur an die Transportkosten, verursacht durch Energieverbrauch z.B. in Form von Diesel, der ja auch wiederum die Umwelt verschmutzt. Doch die Kette ist wesentlich länger: das Fahrzeug selbst, die Kisten - zumeist aus Plastik - in denen die Ware transportiert wird, die zusätzlich oft noch mit Folie ausgekleidet werden. In großen Unternehmen werden die Kunststoffkisten nach einer bestimmten Zeit ganz einfach durch neue Kisten ersetzt und die alten werden zu Müll. Manche Produkte werden in Portionen verpackt. Auch hier: nicht nur die Verpackung selbst verursacht Müll, sondern die Verpackung der Verpackung, der Transport des Verpackungsmaterials, der Transport der Rohstoffe, um es herzustellen, Ersatzteile für Maschinen und vieles, vieles mehr.

Es würde hier zu weit gehen, alle einzelnen Schritte aufzuzählen, bei denen irgendeine Art von Müll entsteht, doch ich denke, man kann sich den “Wasserfall” ganz gut vorstellen.

 

Vermeidung von unsichtbarem Müll in der Lebensmittelherstellung durch Eigenanbau

Die Lösung scheint so einfach: wir bauen unser Gemüse und Obst einfach selber an. Auf jeden Fall hat es Vorteile: frischeres Gemüse, das nicht ewig weit transportiert wird und noch alle Vitamine und Nährstoffe bioverfügbar hat. Vermeiden des Verpackungsmaterials, denn man verwendet einfach den eigenen Korb zur Aufbewahrung und für den Transport in die Küche. Dort wird das frisch geerntete Gemüse sofort verarbeitet. Wir vermeiden so eine Menge Müll und man fühlt sich doch gleich viel besser. 
 

Unsichtbarer Müll durch Eigenanbau

Soso, wir fühlen uns besser … wirklich? Um etwas anbauen zu können benötigt man Setzlinge oder Samen, Erde, eventuell Pflanztöpfe, Gartengeräte und vieles mehr. ALLES wird produziert und hat dementsprechend kürzere oder längere Wege hinter sich. Also sollte man sich gut überlegen, was man kauft und was man wirklich braucht. Um sich das selbst zu verdeutlichen, sollte man einmal die Wege von wenigstens einem Produkt zurück zum Ursprung gehen, um vor Augen zu haben, was wirklich alles an z.B einem Saatkorn hängt: Saatgut, das man im Geschäft oder auch oft online kauft wird zunächst auf Feldern angebaut, dann gesammelt, ziemlich sicher maschinell geerntet, gereinigt und verpackt. Dazwischen liegen Transportwege: vom Lager zur Aussaat auf das Feld, das natürlich entsprechend vorbereitet wurde (eventuell sogar gespritzt), von dort dann zur Weiterverarbeitung “wo auch immer”. Es wird maschinell gewogen oder abgezählt, dann in eine von einem anderen Hersteller produzierte Papiertüte oder sogar in Folie und Tüte verpackt und zugeklebt. Dann werden Packungen mit z.B. 20, 50 oder 100 Tütchen in größere Gebinde verpackt, diese wiederum in Kartons, die dann auf Paletten kommen und vom Hersteller an die Verkaufsstelle verschickt werden. Dort wird die Verpackung entsorgt und wir finden die Tütchen im Regal. Es fehlen eine ganze Reihe an Teilschritten.

Ähnliches gilt für Erde, die wir kaufen, für Blumentöpfe und so vieles mehr.

Auch ich habe anfangs auf vieles nicht geachtet. Mit der Zeit und mit den Jahren perfektioniert man seine Aktionen. Man kann nicht alles vermeiden, denn man würde wirklich nicht mehr leben, doch einiges geht. Schauen wir uns doch ein paar Möglichkeiten an.

 

Selbstversorgung als Lösung?

Copyright Sabine Wanner
Copyright Sabine Wanner

Selbstversorger, zumindest teilweise, zu sein ist heute fast so etwas wie eine Modeerscheinung. Wie schon oben angesprochen fällt auch beim Gärtnern unsichtbarer Müll an. Es gibt ungeheuer viele Alternativen.

 

Hier ein paar Tipps:

  • In vielen Orten gibt es Gartenbauvereine. Dort findet man Gleichgesinnte, die auch mit lokalem Saatgut aushelfen können. Außerdem gibt es dort eine menge Wissen zu entdecken und die “alten Hasen” helfen meist sehr gerne weiter.
  • Großmärkte müssen Gebinde zurücknehmen. Bevor Ihr also Blumentöpfe usw. kauft: Schaut dort mal nach Lebensmitteleimern, die ihr als Blumentöpfe weiterverwenden könnt. Auch zum Wasser sammeln sind sie gut geeignet und viele haben einen Deckel, wodurch man Inhalte einfach transportieren kann. Ja, sie sind aus Plastik, doch sie existieren und werden sowieso weggeworfen, also warum die Lebenszeit nicht verlängern?
  • Joghurtbecher oder Blechdosen kann man zum Vorziehen verwenden. Eigentlich auch Gläser (unten Steine rein, damit das Wasser sich nicht in der Erde staut). So auch das Innere von Toilettenpapierrollen oder Küchenrollen bzw. Eierkartons. Ihr könnt wirklich sehr viel “Müll” weiterverwenden.
  • Anzuchterde findet man im Frühjahr kostengünstig auf Wiesen: die Erde der Maulwurfhügel. Einmal den Bauern gefragt, steht dem Sammeln in der Regel nichts im Wege. Ich habe bisher noch keinen getroffen, der Nein gesagt hätte.
  • Anfangs wird man wohl oder übel um das Erde kaufen kaum herum kommen. Eventuell habt Ihr einen Baustoffhof der welche anbietet in der Nähe. Dennoch: man muss dort genau hinschauen, denn viele werfen auch Müll in den Kompost, der dann dorthin kommt und wenn das bei der Anlieferung nicht kontrolliert wird hat man “Fundstücke” jeglicher Art.
  • Kompostieren: Jeder kann kompostieren, auch ohne Garten. Man kann z.B. mit Eimern arbeiten (braucht Ablauf unten durch Löcher oder seitlich - der genaue Aufbau wird in diesem Artikel zu viel) eine Schicht Erde (3-5 cm) eine Schicht Gemüseabfall (2 cm) eine Schicht Erde (3-5 cm) usw. oben dann mit wenigstens 5 cm Erde abschließen. In der oberen Schicht kann man dann sofort mit dem Anbauen beginnen. Die Erde wird sich absenken. Eine weitere Möglichkeit sind Bokashi-Eimer, die man auch selbst herstellen kann (ev. dazu die Eimer vom Großmarkt verwenden). Zu diesem Thema kann man ganze Bücher schreiben und man kann sehr viel mehr kompostieren als die meisten Menschen sich vorstellen können.  

Kreislaufwirtschaft im Kleinen

Wenn wir an Selbstversorgung denken, denken wir meist nur an “Lebensmittel selber anbauen”. Nun gut beginnen wir damit. Wir haben entweder einen Garten oder einen Balkon oder eben sonstige Möglichkeiten, um Gemüse anzubauen.

Nehmen wir einmal folgende Schritte ganz am Anfang eines Kreislaufs an: wir kaufen Erde, Saatgut (sortenrein), Geräte, um es einfach zu halten. Wir säen die Pflanzen und ernten dann irgendwann unser Essen. Ernten wir nun alles, müssen wir das nächste Mal wieder Saatgut kaufen. Also sollten wir eine oder zwei Pflanzen zur Blüte kommen lassen und dann die reifen Samen ernten, so dass wir keine Samen mehr kaufen müssen. Ein erster Kreis ist geschlossen.

Außerdem haben wir Erde gekauft und wir haben Reste von unseren Pflanzen. Diese Reste können wir durch das Kompostieren - auf verschiedene Art und Weise und das geht auch in einer Wohnung ohne irgendwelche seltsamen Gerüche - in Dünger bzw. Erde verwandeln. Somit ist ein weiterer Kreis geschlossen. Doch: die Menge an Erde, die wir produzieren ist ziemlich sicher zu wenig, um unsere Beete und Töpfe wieder aufzufüllen, denn während der Wachstumsphase senkt sich die Erde immer etwas ab. Anstatt Erde zu kaufen können wir Kompostmaterial von außen zuführen (von Nachbarn, Freunden usw. oder wir bringen von Spaziergängen immer zusätzliches Kompostmaterial mit). Eigentlich ist diese Geschichte noch viel komplexer. Lassen wir es im Moment einfach bei “einfach”.

Das Wichtige an dieser Geschichte ist: wir fügen unserem Kreislauf hinzu und sorgen dafür, dass alles im Kreislauf erhalten bleibt. Diese Kreisläufe können wir nach und nach für weitere Abschnitte unseres Lebens aufbauen. Oft kann uns die Geschichte unserer Vorfahren helfen, weitere Kreisläufe aufzubauen.

 

Kreislaufwirtschaft im Größeren

Mit vielen Dingen, die wir täglich verwenden können wir Kreisläufe aufbauen oder zumindest dafür sorgen, dass der Kreislauf so lange, wie möglich, erhalten bleibt, bis etwas endgültig weggeworfen wird … Doch einen Moment … Abfall ist nicht gleich Abfall …
Hier möchte ich ein Kleidungsstück aus Baumwolle als Grundlage nehmen, was in unseren Breitengraden eigentlich schon problematisch ist, denn wir haben hier Unmengen von verstecktem Abfall, da die Produktion (Anbau usw.) nicht vor Ort erfolgt bzw. erfolgen kann. Wir kaufen also ein T-Shirt, das wir einen Sommer anziehen. Dann geben wir es aus welchen Gründen auch immer weiter und es bekommt ein zweites Leben bei einem zweiten Besitzer usw. usw. usw. Irgendwann hat es das erste Loch und man könnte es nun reparieren und weiter verwenden bis die Schäden größer werden. Irgendwann ist es dennoch so weit: es kann nicht mehr getragen werden. Meist wandert das T-Shirt dann in die Altkleidersammlung, wird zerrupft und es wird z.B. Paketgarn daraus gemacht oder es wird verbrannt oder es landet sonstwo … hmmmm … man kann aus dem T-Shirt noch gut Putzlappen machen und die Schnittreste als Flicken verwenden oder die Schnittreste kommen auf den Kompost und auch der Putzlappen kann, wenn er dann nicht mehr verwendet werden kann, auf den Kompost. Dort sorgen Kleinstlebewesen dann für die Verwesung und die einstige Pflanze kehrt zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
Nun kommen tausend “ja, aber das ist doch eklig” … ach ja? Das ist doch giftig … ach ja? Ich bin jetzt lieber mal ganz ruhig, doch hier hätte ich noch so einiges zu sagen.
Zu diesem größeren Kreislauf gehört alles, was in Eurer näheren Umgebung “gehalten” werden kann.

 

Deine Aufgabe

Beginne mit einem Kreislauf, bei dem das, was Du einführst auch drin bleibt, bei dem Du über lange Zeit unsichtbaren Müll vermeidest.
Schlusswort
Dieser Artikel erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Er soll vielmehr dazu dienen ein Ausgangspunkt für weitere Recherche zu sein. Sicher, hier ging es hauptsächlich um Lebensmittel, doch Selbstversorgung hat tausende Facetten. Selbstversorgung ist Leben … Konsum ist … hmmmm … die Gedanken überlasse ich Dir :-)
(Sabine Wanner)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0